Es gibt sie, die Frauen in Tech und Innovation. Nur sind sie oftmals nicht so sichtbar. Dagegen wollen wir etwas unternehmen: In regelmässigen Abständen stellen wir euch eine interessante Frau aus unserem Netzwerk vor.
Dieses Mal stellen wir euch Daniela Zurwerra vor. Die offene Telefonie- und MS Teams Spezialistin hat kürzlich den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und kann bereits nach kurzer Zeit von einer solide Kundenbasis sprechen. Was sie motiviert und welche Tipps sie anderen Frauen in der IT gibt, erzählt sie uns im Interview.
Liebe Daniela, erzähl uns etwas über dich… Wer bist du? Woher kommst du?
Daniela: Ich bin in einem kleinen Dorf im Wallis aufgewachsen und habe dort in der Nähe auch meine Ausbildung zur Informatikerin gemacht. Damals war es der erste Jahrgang, der in Visp zur Berufsschule gehen durfte; und ich als einzige Frau mitten drin. Seit 2010 lebe ich mit meiner meiner Frau in Deutschland. Wir haben uns mittlerweile in Augsburg mit unseren Tieren (2 Katzen und einer Hündin) unser zu Hause aufgebaut, auch wenn mein Herz immer noch etwas Basel (Land & Stadt), der Heimat meiner Grosseltern, gehört. Anfang des Jahres habe ich zusammen mit einer guten Freundin die Fokus23 GmbH gegründet, wo wir uns hauptsächlich auf die Themen Telefonie mit Microsoft Teams und die Vereinfachung von Geschäftsprozessen mittels Microsoft Power Platform konzentrieren. Ein großer Schritt für mich, der allerdings riesigen Spaß macht. Es gibt so viel Neues, das entdeckt werden will. Und die Ideen werden grade nicht weniger.
Das klingt nach einem sehr abwechslungsreichen und interessanten Lebensstil! Welche Werte wurden dir von deinen Eltern mitgegeben?
Daniela: Dass Arbeit nicht alles ist. Klar ist es wichtig, auch grade, wenn man selbstständig ist, aber man darf dabei sich und sein direktes Umfeld nicht verlieren. Außerdem weiß ich, dass ich immer und jederzeit dort ein zu Hause habe, wenn ich es brauche. Und das gilt nicht nur für mich, sondern für meine ganze kleine Familie. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass Eltern mit einem lesbischen Kind so umgehen, wie es gerade auch meine Mutter getan hat. Mein Vater hatte da etwas mehr zu kämpfen. Gerade auch was Getratsche im Dorf angeht. Und ich hab es ihm damals nicht leicht gemacht, da ich mich (und uns!) nicht verstecken wollte. Aber auch diese Unsicherheit hat sich dann beim ersten Treffen gelegt und es wurde entspannter.
Das kann ich mir vorstellen, dass das eine grosse Herausforderung war, besonders in ländlicher Gegend.Wie bist du eigentlich auf die Innovations- und Techbranche aufmerksam geworden? Was interessiert dich daran?
Daniela: Ich bin früh reingestolpert. Ohne zu wissen, was ich eigentlich machen wollte, wurde mir die Informatiker-Ausbildung vorgeschlagen. Und irgendwie hat es da klick gemacht. Das schöne an der IT ist, dass sie unsagbar vielfältig ist. In der Ausbildung hab ich viel mit Systemadministration und Support gemacht. Ja, es hat gepasst, kommt vom Spassfaktor aber nicht an meine Schwerpunktthemen Telefonie, Teams und PowerPlatform ran. Und nur diese drei Punkte sind in sich schon unendlich vielfältig.
Was treibt dich an, bei deiner täglichen Arbeit?
Daniela: Kunden und ihre Anforderungen zu verstehen und die bestmögliche und passgenauste Lösung anzubieten. Genauso unterschiedlich wie die Themen in der IT sind auch die Kunden an und für sich. Kein Kunde gleicht dem anderen. Welche Anforderung hat der Kunde? Wie arbeiten die unterschiedlichen Mitarbeitenden? Welche Produkte setzt das Unternehmen ggf. aktuell ein? Die Liste an Fragen ist vielfältig. Und das macht es irgendwo auch aus. Genau die Lösung und das Vorgehen mit dem Kunden abzustimmen, das wirklich zu den Menschen dahinter passt. Und da kann es dann schon auch mal sein, dass man gute Gespräche führt, man bei den technischen Themen aber einfach nicht zusammen kommt. Man könnte auch sagen: Spass haben. Neue Menschen treffen und gemeinsam in ein kleines Abenteuer starten. Manche Abenteuer sind nach 30 Minuten Gespräch zu Ende, weil es einfach nicht passt (Chemie zwischen den Teilnehmenden, technische Aspekte oder was auch immer) und andere gehen über mehrere Jahre und dauern an.
Absolut! Wenn man Spass bei der Arbeit hat, ist dies die halbe Miete. Worauf bist du besonders stolz?
Daniela: Meinen Weg gegangen zu sein und auch noch weiter zu gehen. Hey, wer kann schon sagen: ich bin meine eigene Chefin und kann grade all das ausprobieren, was mir richtig Spaß macht? Außerdem habe ich seit 15 Jahren eine großartige Frau an meiner Seite, mit der ich so manchen Stein gemeinsam aus dem Weg geräumt habe. Grade kann ich sagen: „Ich bin ich – und das ist gut so“. Und darauf könnte ich nicht stolzer sein.
Wow, das ist fantastisch und definitiv etwas, worauf du stolz sein kannst! Was war bisher deine grösste Herausforderung in deinem Job? Und wie hast du diese gemeistert?
Daniela: „Die grösste“ gibt es nicht. Jedenfalls nichts, bei dem ich direkt sagen würde, dass das herausstechen würde. Sicher gab es das eine oder andere Projekt, das vielleicht nicht optimal lief. Da hilft aber in vielen Fällen reden, sich austauschen und ggf. auch einfach ein Netzwerk an Menschen zu haben, die neue Ideen oder Anregungen zur Lösung mit sich bringen. Und aus Fehlern lernen. Was ich immer wieder als Herausforderung sehe: Sich als Frau beweisen zu müssen. Ich kann genauso viel, wie meine männlichen Kollegen und sicher auch teilweise sogar mehr. Dennoch ist es immer wieder in Gesprächen so, dass ich erst zeigen muss, dass ich auch technischen Gesprächen durchaus folgen und sogar mitreden (und mehr) kann. Und bitte nicht falsch verstehen: Es ist gefühlt in den letzten Jahren besser geworden und ich habe viele großartige Kunden und Geschäftspartner, die damit nie ein Problem hatten. Und vielleicht stechen grade aus diesem Grund die anderen Gespräche so sehr heraus. Wer weiss. Zum Thema „meistern“: das kommt etwas auf die Stimmung an. In den meisten Fällen einmal durchatmen und dann einfach zeigen, was man drauf hat. Wenn es ganz komisch wird, hab ich es auch schon offen angesprochen.
Schade, dass es immer noch ein Thema ist, mit dem Frau sich auseinandersetzen muss! Aber ich bin sicher, dass du mit deiner Fachkompetenz und umgänglichen Art das jedesmal beweisen konntest und kannst! Welche Ratschläge gibst du anderen Frauen in der Tech- und Innovationsbranche?
Daniela: Traut euch, werdet sichtbar & vernetzt euch. Findet das Thema, das euch Spass macht und geht darin auf. – Spass zu haben, an dem, was man tut, ist das Wichtigste überhaupt, finde ich.
Ohne Spass ist alles nichts – genau meine Rede! Danke dafür!
Für den nächsten Teil möchten wir von dir kurz und knapp wissen, was dir zu den genannten Begriffen als Erstes in den Sinn kommt.
Diversität
Daniela: Super wichtig!
Zukunft
Daniela: Es kommt alles so, wie es kommen soll.
Frauen in Tech
Daniela: Viel zu wenige.
Algorithmen
Daniela:Wichtig, aber es gibt für alles Ausnahmen (und das ist gut so).
Internet of Things
Daniela: Kann man coole Sachen mit machen.
Job-Sharing
Daniela: Gibt es noch viel zu selten.
Pflege-Roboter
Daniela: Bitte nicht.
Danke dir! Und nun noch ein paar entweder… oder Fragen. Wofür entscheidest du dich bei den folgenden Begriffen (Danielas Antwort ist unterstrichen).
Online oder Face to Face?
Künstliche Intelligenz oder Menschliches Gehirn?
Digital oder Analog
Urne oder e-Voting
Cocktail oder Bier?
Karriere oder Familie (oder Beides)?
Das war’s auch schon! Herzlichen Dank, liebe Daniela! Es war sehr interessant, im Interview zu hören, wo du stehst und wie du als erfolgreiche Geschäftsfrau die Herausforderungen des Alltags meisterst! Du bist ein echtes Vorbild und ich glaube, dass wir noch einiges von dir lernen können! Ich wünsche dir alles Gute für deine berufliche und private Zukunft.